Bergsträßer Anzeiger vom 11.10.2022 von Thomas Tritsch
Bensheim. Die Jubiläumstour „50 Jahre KKMV Fehlheim“ steht vor dem Finale: Am 19. November findet in der Fehlheimer Kirche Sankt Bartholomäus das letzte Konzert im Rahmen der Geburtstags-Veranstaltungen statt. Noch in bester Erinnerung ist der gemeinsame Abend mit der Amersham-Band Anfang September im Parktheater. Am Sonntag gastierten die Bläser in der voll besetzten Stadtkirche Sankt Georg, wo sich sechs weitere örtliche Musikvereine zu einem großen Kirchenkonzert getroffen haben.
Regionalkantor Gregor Knop freute sich ebenso wie die Akteure über das große Interesse an einer musikalischen Collage aus Chor- und Instrumentalmusik, die ein Stück weit auch die facettenreiche Klangkultur im Stadtgebiet repräsentiert hat. Und natürlich ließ der von Ralph Dinu-Biringer geleitete KKMV – als Geburtstagskind – den Kollegen gern den Vortritt bei diesem ebenso monumentalen wie stilistisch sehr breit gefächerten Kulturbeitrag.
TSV-Musikverein musste absagen
Weil der Musikverein Auerbach, eine eigene Abteilung unter dem Dach der TSV Rot-Weiß, seinen Auftritt krankheitsbedingt absagen musste, fiel dem Kinder- und Jugendchor Bensheim die Rolle als Opener zu: Leiter Ronald Ehret hatte dafür unter anderen den Gospel „Power“ ausgesucht, der vom Jugendchor mit entsprechender Energie und Hingabe interpretiert wurde. Die jüngeren Stimmen präsentierten mit dem Stück „Der Friedensmaler“ nach Frederik Vahle ein mehrsprachiges Plädoyer gegen Krieg und für Völkerverständigung.
Die Bensheimer Stadtkapelle hatte für den heiligen Sankt Georg ein überwiegend geistliches Menü komponiert: neben „Praise The Lord“ und Händels „Halleluja“ aus dem „Messias“ hatte die Formation unter der Regie von Werner Müller mit „Canon“ vom Nürnberger Barockkomponisten Johann Pachelbel aber auch eines der wohl populärsten klassischen Werke ausgesucht. Die bekannte Passacaglia in D-Dur lebt von sich wiederholenden Figuren und hat mit ihrer harmonischen Struktur sogar die Popmusik beeinflusst. Ein feines Klangerlebnis in der großen Stadtkirche, wo sich das Publikum nur wenige Minuten später in der „Kleinen Bergkirche“ des bayrischen Komponisten Walter Geiger wähnen durfte.
Ein sehr volkstümlich gebautes Stück, das der Traditionschor Gesangverein Harmonie Fehlheim (Leitung: Thomas Adelberger) recht konsequent einem russischen Volkslied gegenübergestellt hat. Das Ensemble FUNtastiXX servierte schwungvolle afrikanische Gospels und Leonard Cohens „Hallelujah“ – ein dramaturgisch schöner Verweis auf das klassische Händel-Werk zuvor.
Unerwartet exotische Klänge – auch in puncto Instrumentierung – hatte der Akkordeon-Club Blau-Weiß Bensheim mitgebracht: die „China Fantasy“ von Helmut Quakernack basiert auf chinesischen Volksstücken, die für Akkordeon arrangiert wurden und in deren Verlauf durchaus auch europäisch anmutende Harmonien und Melodien anklingen. Auch atmosphärisch war das Werk in Sankt Georg überaus Stimmungsbildern. Eine gute Entscheidung von Dirigent Andriy Lisovskyy für das Orchester, das sich seit jeher stets auf der Höhe der Zeit bewegt hat und neuen Einflüssen gegenüber immer offen war.
Weiter ging es im Programm mit dem Männergesangverein Harmonie unter der Leitung von Lisa Hofstetter, der sich ebenfalls international zwischen Irland, Südafrika und dem Berlin der ausklingenden 1920er Jahre bewegt hat: „Wochenend und Sonnenschein“ wurde in einem Arrangement von Willy Parten dargeboten. Ein Schellack-Schlager jenseits aller Alterungserscheinungen.
Zweimal „Ubi Caritas“
Das „Ubi Caritas“ ist ein Gesang aus der Liturgie des Gründonnerstags und wurde am Sonntag gleich zwei Mal präsentiert: einmal als Arrangement für gemischten Chor (FUNtastiXX) und zum anderen in Form einer Motette des französischen Organisten Maurice Duruflé, die vom Ensemble VokalKlang Bensheim aufgeführt wurde. Der Kammerchor – seit kurzem unter der Leitung von Nicole Schuhmann – offenbarte in der Stadtkirche viel Klangkultur, Eleganz im Ausdruck und präziser Artikulation.
Das Finale gehörte dem Jubilar: Neben „Hey Jude“ von den Beatles spielte das Orchester die Komposition „Two Movements” (Zwei Sätze) von Kees Vlak. Schon der Titel verweist auf eine bewusste Zweiteilung, die vom KKMV musikalisch überaus kontrastreich und vital musikalisch ausgebaut wurde. Ein kurzweiliges Konzert unter dem Motto „Musikverein(t)“, das vom Publikum mit langem Applaus kommentiert wurde.