Bensheimer Stadtkapelle begeisterte beim Frühlingskonzert

Bergsträßer Anzeiger vom 31.05.2022

Bensheim. Die Bensheimer Stadtkapelle wurde 1980 gegründet. Das 40-jährige Jubiläum fiel mitten in den Beginn der Corona-Pandemie. Drei Jahre nach dem letzten Frühjahrskonzert hat das Bläserensemble jetzt wieder vor größerem Publikum gespielt: 


Zahlreiche Gäste kamen am Sonntag ins Parktheater, um die stilistische Vielfalt und klangvolle Dynamik der Musiker live mitzuerleben. Unter der Leitung ihres Dirigenten Werner Müller überzeugten die Instrumentalisten mit einer hervorragenden Ensembleleistung, einer breiten Genre-Vielfalt und eindrucksvoller Klangkultur.

 

Unter dem Motto „Der Freischütz und andere Gesellen“ präsentierte die knapp 20-köpfige Stadtkapelle Musik vom Barock über die Romantik bis hin zu zeitgenössischem Pop und Swing. Ein erster Höhepunkt war die Ouvertüre zu Friedrich von Flotows romantischer Oper „Alessandro Stradella“, die bereits die wichtigsten musikalischen Themen des Werks, das Melodiebögen von großer Schönheit enthält, die französische Eleganz mit Wiener Leichtigkeit verbinden.

 

Auch mit der großen Fantasie aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, arrangiert für Blasorchester, konnten die Bensheimer im Parktheater reüssieren. Das Ensemble klang stimmig ausformuliert, offenbarte viel Spielfreude und Sinn für die stilistischen Texturen der Vorlage.

 

Technisch versiert, harmonisch in Rhythmik und im Zusammenspiel, gezeichnet mit klarer Phrasierung und Artikulation erklang auch der Walzer „Vom Donauufer“ vom tschechischen Komponisten Julius Fucik: Ein Blasmusikwalzer mit einer markanten Tonsprache und sinfonischen Elementen, der sich vor den großen Werken des Genres nicht verstecken muss. Mit einer authentischen, sehr individuellen Variante von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ging es in die Pause.

 

Danach kündigte Moderatorin Tanja Hebling einen Ausflug über den Großen Teich an: Das Gershwin-Medley betonte die Brücke zwischen sinfonischen Orchesterklängen und Jazz-Farben – und brachte den Broadway ein Stück näher an die Bergstraße heran. Eher in New Orleans fühlte man sich bei „Just A Closer Walk With Thee“, das sich von einem traditionellen Gospel zum Jazz-Standard entwickelt hat.

 

Wenngleich das Stück in Louisiana ein Klassiker bei Begräbnissen ist, kam im Parktheater kaum Friedhofstimmung auf. Die Stadtkapelle hat das Stück sehr gefühlvoll und mit viel Sinn für die besonders spannungsgeladene Dramaturgie interpretiert. Und jazzig ging es weiter: Der „Tiger Rag“ ist ein klassischer Ragtime und gehört längst zum Standardrepertoire im Dixieland. Aber auch in der Version des Bläserensembles mangelte es nicht an Tempo und Pep.

 

Ein todsicherer Publikumserfolg bei jedem Konzert der Stadtkapelle ist das Abba-Medley, das Ron Sebregts aus vier der erfolgreichsten Lieder der schwedischen Popgruppe zusammengestellt hat: „Dancing Queen“, „Mamma Mia“, „Fernando“ und „The Winner Takes It All“.

 

„The Liberty Bell“ ist ein amerikanischer Militärmarsch, der 1893 von John Philip Sousa komponiert wurde und den regulären Teil des Frühjahrskonzerts im Parktheater ausklingen ließ.

 

Allerdings nicht, ohne einem ihrer prominentesten Musiker zum Geburtstag zu gratulieren: Gründungsmitglied Hermann Fertig wurde am Sonntag 82 Jahre alt und gehört seit seinem Rückzug als Leiter als Dirigent – nach mehr als 25 Jahren – fest zum Ensemble. Doch sein Tenorhorn hatte Pause, als die Kollegen das obligatorische Geburtstagsständchen spielten.


Thomas Tritsch Freier Autor


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