Konzert - Kantorei und Kinderchor der Michaelskirche plus Stadtkapelle Bensheim unter Konja Voll

Prächtig besetzte Adventsmusik

Bergsträßer Anzeiger vom 11.12.2019

Beim Adventskonzert der Kantorei unter Leitung von Propsteikantor Konja Voll wirkte in der prall gefüllten Michaelskirche auch der Kinderchor mit. 

© THOMAS NEU

 

Bensheim. Großes Aufgebot für einen vorweihnachtlichen Klassiker: Über 80 Mitwirkende waren beim diesjährigen Adventskonzert der Kantorei unter Leitung von Propsteikantor Konja Voll in der prall gefüllten Michaelskirche versammelt. Statt eines einzigen zentralen Werkes erlebten die Besucher heuer ein betont vielseitiges Programm mit dem Kinderchor der Michaelsgemeinde und der Stadtkapelle Bensheim als besonderen Gästen. In den programmbegleitenden Liedern „Wie soll ich dich empfangen“, „Nun komm, der Heiden Heiland“, „O komm, o komm, du Morgenstern“ und „Tochter Zion, freue dich“ sowie dem Kanon „Licht in der Nacht“ gab es natürlich auch wieder allerlei Gelegenheiten zum Mitsingen.

 

Der 25-köpfige Kinderchor präsentierte mit Kurt Enßles Miniaturmesse aus dem 2004 entstandenen Singspiel „Die Kinder von Bethlehem“ einen reizvollen Vorgeschmack auf den Familiengottesdienst an Heiligabend. Dann nämlich wird das gesamte Stück des 1957 geborenen Komponisten erklingen, der übrigens als Kantor an St. Michael in Schwäbisch Hall wirkt und bereits ein üppiges musikalisches Oeuvre vorzuweisen hat. Die vier Messesätze „Unsre Sorgen, unsre Fragen (Kyrie)“, „Wieder naht der heil’ge Stern (Gloria)“, „Gelobt sei, der da kommt (Sanctus)“ und „Der Herr, er segne dich“ bekamen im sauberen auswendigen Vortrag der jungen Choristen allen nötigen Ohrwurmcharme – kleine Soli inklusive. Dieser Auftritt sollte zu weiteren Projekten ermutigen.

 

Liebhaber satten Bläsersounds durften sich über eine feine Leistung der Stadtkapelle Bensheim freuen, die ausnahmslos gut gemachte Arrangements im Gepäck hatte. Barocken Glanz verströmte das von Werner Müller dirigierte Traditionsensemble schon im repräsentativen Eröffnungsstück „Processional March“ aus Händels 1726 uraufgeführter Oper „Scipione“ (Orgelbegleitung: Uta Voll) und insbesondere in der fünfsätzigen Suite aus Purcells Bühnenmusik „Dioclesian“ von 1690.

 

Sehr gelungen war auch die effektvolle Bläserversion der bekannten „Tochter Zion“-Paraphrase aus den 1904 erschienenen „Pièces nouvelles“ opus 90 des französischen Orgelmeisters Félix Alexandre Guilmant (1837-1911). Die Stadtkapelle Bensheim und die Kantorei gestalteten gemeinsam Praetorius‘ frühbarocke Motette „Nun komm, der Heiden Heiland“ (1607) und Humperdincks romantischen Opernhit „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“ (1893).

 

Weitere hörenswerte Kantorei-Beiträge waren die berühmte Motette „Dixit Maria“ aus Hans Leo Hasslers „Cantiones sacrae“ (1591), der durch Kinderchor-Mitglieder bereicherte Liedsatz „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“ aus Thomas Gabriels Oratorium „Daniel“ (1996) und das deutsch gesungene Erfolgsstück „A Clare Benediction“ (1998) des schier konkurrenzlos populären Engländers John Rutter (*1945).

 

Für souveräne Orgelunterstützung sorgte einmal mehr Uta Voll. Langer Schlussbeifall nach 75 kurzweiligen Konzertminuten am zweiten Advent.


Klaus Ross Freier Autor 

Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)